Schon beim Abbiegen in das Maritime Viertel fühle ich mich ein wenig wie in eine andere Stadt und Zeit versetzt. Mit dem Ende der Feldstraße eröffnen sich vor meinen Augen alte Backsteinhäuser zwischen grünen Bäumen, auf dem Gehweg sehe ich Kinder Blumen aus Kreide auf die grauen Steine malen.
Auch den Straßenlärm habe ich hinter mir gelassen, als ich über das holprige Kopfsteinpflaster der Adalbertstraße fahre. Ich befinde mich im wahrscheinlich schönsten Abschnitt der Wik, auf meinem Weg zu Tante Suse. Gegenüber der eindrucksvollen Petrus-Kirche gelegen, entdecke ich mein Ziel dann auch schon. Eine alte Badewanne, befüllt mit meterhoch gewachsenen Sonnenblumen, verrät mir, dass ich hier richtig bin. Direkt daneben stehen blaue Tische und Stühle aus Holz. Überall entdecke ich bunte Pflänzchen, die sich zwischen den Gartenmöbeln entlangschlängeln.
Hinter Tante Suse verbirgt sich ein kleiner Biosk – eine Mischung aus Tante-Emma-Laden und Bio-Kiosk. Und zwar ein wirklich winzig kleiner. Es scheint, als könne man sich gerade mal um die eigene Achse drehen, trotzdem findet sich Platz für vier Retrosessel, jede Menge Kissen und Bücher, einen Verkaufstresen und natürlich all das, was man bei Tante Suse so einkaufen kann. Wie es früher vielerorts üblich war, bekommt man hier auf engstem Raum nahezu alles, wonach es einem im alltäglichen Leben bedarf.
Frisches Gemüse, Obst und Brot von lokalen Händlern. Eier, Milch, Säfte. Sogar ein paar Kosmetikartikel reihen sich dazwischen. Nicht zu vergessen die leckeren Croissants, selbstgebackener Kuchen und sogar ein täglich wechselndes Mittagsgericht für die Arbeiter aus der Umgebung.
Betreiberin Suse wollte einen Laden eröffnen, der die Menschen wieder mehr zusammenbringt. Und genau das hat funktioniert. Auf Grund der begrenzten Quadratmeter und der familiären Atmosphäre haben hier schon mehrere Töpfe ihren Deckel gefunden. So begegneten sich zum Beispiel auch ein bekannter Fotograf und ein Schriftsteller, die von Suse und ihrem Biosk so begeistert waren, dass sie direkt einen kleinen Gedichtband über ihre Person angefertigt haben. Der Titel: Am Arsch der Stadt.
Die Behauptung, sich am Arsch der Stadt zu befinden, scheint für Tante Suse aber keineswegs negativ zu sein. Leute aus der Nachbarschaft zieht es genauso her, wie jemanden wie mich, der seine Stadt neu entdecken möchte und dabei Gefallen an dem versteckten Maritimen Viertel gefunden hat.
Bevor ich mich auf den Heimweg mache, setze ich mich noch einen Augenblick auf den Rand der alten Badewanne. Ich komme mit einem Tischnachbarn ins Gespräch, während ich meinen wirklich guten Cappuccino in der Nachmittagssonne austrinke. Immer wieder schweift mein Blick dabei zu der beeindruckenden Petrus-Kirche auf der anderen Straßenseite. Warum war ich nicht früher schon einmal hier? Ich fühle mich auf einmal wie eine Entdeckerin in meiner eigenen Heimatstadt. Dieses Gefühl ist einfach wundervoll, probiert es doch selbst einmal aus!
Besuche Tante Suse:
Adalbertstr. 19
24106 Kiel
Tel. 0176-94222660
Ohhh sieht das toll aus. Dank dir entdecke ich immer neue, schöne Ecken in meiner Wahlheimat Kiel <3
Ich bin Kielerin. Habe bis vor 18 Jahren noch in Kiel gelebt – zog nac Holtenau, zog nach Strande, zog weiter nach Gettorf…in Kiel bin ich kaum noch. Aber mit deinem schöne Blog, das du so tolle Lokalitäten hier ausfindig machst und die vorstellst, bringt mich auf die Idee mir einen Kieler Stadtplan zu zulegen und mal alle tolle Lokalitäten mal zu notieren wo was zu finden ist. Übrigens – du wärst der Kanditat für das Buch der Reieh „111 Gründe KIEL zu lieben“ (gibt es über Wien, Hamburg, Berlin, London….da sind nur solche Tipps drin)
Ich starte nächste Woche mal mit einem Bummel in der Holtenauer Strasse. Da war ich schon lage nicht mehr….dank deines schönen Blogs hab ich mal wieder Lust dazu das zu entdecken
Bitte mehr Outfitposts…
Super Blog!!!
Toll! Das sieht alles so klasse aus! schade, daß wir so weit weg wohnen, ganz auf der anderen Seite in Schönkirchen! Ist bestimmt ein netter kleiner Laden!
LG Susi
Das hört sich ja richtig gut an. Warum habe ich das nur noch nicht entdeckt? Na egal, es ist nicht zu spät…
Ja, der Cappucino ist wirklich klasse.
Ich selbst arbeite dort in der Nähe und der tägliche Cappucino ist ein muss.
Viele Grüße von dem Typen, der dich einfach bei Tante Suse angequatscht hat 😉
Schöne Grüße
Mark
PS: Weiter so, deine Block und eine Entdeckungen in unsere schönen Stadt gefallen mir!
Werde auch mal reinsehen…….
Wohne ein bisschen weit weg – in Konstanz – also gleich ums Eck…..:):):)
Beim nächsten Kiel Besuch bin ich bei Euch – Ihr seid ja absolut KULT !!!!!