Allein schon wegen ihres Namens begeistert mich Frau Nachtigall, Gründerin des Kieler Kunstquartiers. Ein weiteres Argument dürfte wohl sein, dass Jule die wahrscheinlich kreativste Person ist, die ich jemals treffen durfte. Als ich ihr Kunstquartier vor ein paar Tagen betrete, fühle ich mich wie Pippi Langstrumpf, mit dem Piratenschiff angedockt im Abenteuerland.
Durch die Kreativ-Arbeiten, welche sich hier innerhalb von vier Jahren angesammelt haben, schafft Jule etwas sehr Wertvolles. Ihr gelingt es, längst Erwachsenen erneut den grenzenlosen Horizont von Kinderaugen zu offenbaren. Für diese Zwecke findet man in ihrem Fuchsbau-artigen Atelier fast alles, nur keine Zeitmaschine.
Beim Schlendern durch die schmalen Gänge eröffnen sich einem vergessene Welten und Geschichten. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie ein kleines Kind kann ich mich kaum bremsen zu erfahren, was es als Nächstes zu entdecken gibt.
Aus der einen Ecke tanzen mir schaurig-schöne Märchenfiguren entgegen, in der anderen glänzen und glitzern Ufos im Licht der zahlreichen Lichterketten.
Knorrige Hexennasen strecken sich mir von den Wänden aus entgegen. An der Decke baumeln scheinbar verwunschene Meerjungfrauen, umhüllt von filigranen Fischernetzen.
Auf Regalen reiht sich ein abstrakter Kasperlekopf neben den anderen. Von prunkvollem Schmuck behangene Vögel sitzen ganz starr in ihren goldenen Käfigen.
Das Highlight in diesem Meer aus zauberhaften Kuriositäten stellt ein altes Klavier dar. Zwischen den einzelnen Tasten ragen Blumen aus Draht und Stoff empor. Die aufgestellten Notenblätter sind umhüllt von einer Girlande aus Kartenspiel-Figuren. Auf dem Klavierdeckel thronend, zelebrieren ein Hutmacher, ein fein gekleidetes Mädchen sowie ein Kaninchen aus Papier ihre legendäre Tee-Party. Sie sitzen um einen kleinen Tisch aus Holz, eingedeckt mit Miniatur-Küchlein und verschnörkeltem Geschirr.
Jule Nachtigall ist Künstlerin aus Leidenschaft. Mit ihrem Kunstquartier-Atelier hat sie sich einen lang gehegten Traum erfüllt. Und genau das spürt man mit jeder Faser.
Selbst eine detailverliebte Person wie mich, die stets mit offenen Augen durch die Welt geht, hat das Kunstquartier begeistert wie sonst kaum etwas. Wer sich hier einmal hat verzaubern lassen, den zieht es immer wieder an diesen ganz besonderen Ort – versteckt auf einem kleinen Kieler Hinterhof. Wie gut, dass Jule uns genau das auch weiterhin ermöglicht und Kreativ-Workshops für Groß und Klein anbietet. Vom Kindergeburtstag bis hin zur betrieblichen Weihnachtsfeier ist man hier mit so ziemlich jeder Event-Idee herzlich willkommen. Gerade jetzt im Winter locken viele originelle Motto-Veranstaltungen wie „Väterchen Frost und die Puderzuckerstadt“ oder „Schneeweißchen hebt ab“. Und da es tausendundeinen guten Grund dafür gibt, sich auf die Couch zu begeben, hat Jule unter anderem ein sogenanntes „Kunstkanapee“ ins Leben gerufen. Hier darf jeden ersten Donnerstagabend im Monat dem Alltag entflohen werden. Bei einem Glas Wein entdeckt man Vergessenes wieder, kann Neues ausprobieren. Einfach kreativ sein, ganz ohne Druck. Im Kunstquartier sind der Fantasie keinerlei Grenzen gesetzt. Ein gigantisches Sammelsurium aus den verschiedensten Materialien wartet nur darauf, von dir eingesetzt zu werden. Greif am besten direkt zum Hörer und ruf Jule an, da die Workshop-Plätze weggehen wie warme Semmel. Vielleicht sehen wir uns dann ja sogar vor Ort. Ich werde in nächster Zeit sicherlich öfter einmal in Jules Märchenwald zu finden sein und an einzigartigen Weihnachtsgeschenken basteln.
Besuche das Kunstquartier:
Waitzstrasse 95 (Hinterhof)
24118 Kiel
Telefon: 0177 / 78 58 886
Ich muß dir wirklich Recht geben. Ich war vor einiger Zeit bei Jule und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Was für eine kreative Frau und was für ein wundervolles Atelier. Ich war nicht zum letzten Mal dort und freue mich schon riesig auf´s nächste Mal.