Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen industriell hergestelltem Kaffee und selbstgerösteten Bohnen? Welche Schritte sind notwendig, bis wir das aromatisch duftende Getränk in unsere Tasse gießen? Rainer Burkardt, Inhaber der neuen ImPuls Kaffeemanufaktur in der Küterstraße, gab mir Antworten und Einblicke in die spannende Kunst des Kaffeeröstens.
Das neue Café ImPuls mit eigener Manufaktur habe ich vor Kurzem zufällig im Vorbeigehen entdeckt und mir spontan einen Cappuccino gegönnt. Dieser war fantastisch und das Personal so nett, dass ich auf jeden Fall wiederkommen wollte. Die Räumlichkeiten sind groß, hell und sehr ansprechend. Die Einrichtung ist eine Kombination aus puristischem Industriestil und Gemütlichkeit mit warmen Farben. Im vorderen Bereich zieht die Theke meine Blicke auf sich, denn hier warten allerlei Köstlichkeiten auf die Gäste, die mit viel Liebe zum Detail zubereitet wurden. Cookies in verschiedenen Sorten, französische Croissants, selbstgebackene Kuchen und lecker aussehende, belegte Brötchen, die ich so noch bei keinem Bäcker vorgefunden habe. Inhaber Rainer begrüßt mich. Vorbei an großen Regalen mit Kaffee, Kakao und Tee in allen möglichen Varianten, setzen wir uns in den hinteren Bereich des Cafés. Hier wird auch der Kaffee geröstet, was mir die große Röstmaschine und großen Säcke mit Kaffebohnen verraten.
Rainer erzählt mir, dass der Umbau eines ehemaligen Friseurs zum Café mit eigener Kaffeerösterei schon im April 2014 begann, bis er letztlich im Dezember vergangenen Jahres eröffnen konnte. Der gebürtige Darmstädter hat seine beruflichen Wurzeln jedoch in einer ganz anderen Branche. „Ich habe 30 Jahre in der Automobilbranche gearbeitet, zuletzt auch als Unternehmensberater. Man hängt so in seinem Beruf, in seinen Aufgaben, aber vor meinem 50. wollte ich nochmal etwas anderes machen“, sagt der charismatische Mann mit Brille und strahlendem Lächeln. Mit Kaffee hat er sich schon länger beschäftigt und da die wenigstens Cafés selbst rösten, stand sein Konzept recht schnell fest. Der Name entstand genauso wie seine Idee: aus einem Impuls heraus. Ins Autohaus möchte er nicht mehr zurück, das Rösten ist seine Leidenschaft. „Vielleicht ist das mutig, vielleicht aber auch ein bisschen verrückt“, sagt er schmunzelnd.
Besonders wichtig ist Rainer eine hohe Qualität seiner Ware, aber auch ein geschultes Personal, das sich auskennt und die Kunden in Sachen Kaffee beraten kann. Aus diesem Grund war auch die ersten 14 Tage nach Eröffnung ein Barista-Profi dabei. Bevor ich nun in die Welt des Kaffeeröstens hineinschnuppere, probiere ich eine Tasse des Äthiopiers. Ohne Milch. Ich möchte das Aroma des puren Kaffees herausschmecken können. Es ist fruchtig, leicht zitrusartig und mild. Ich kann euch nur empfehlen, vielleicht mal den Zucker oder eben auch die Milch wegzulassen, um den puren Kaffee zu probieren.
Nun bekomme ich eine kleine Einführung ins Kaffeerösten. Rainer zeigt mir seine Maschine von Diedrich und erklärt mir, wie das Rösten abläuft. Den Rohkaffee hat er gezielt ausgewählt. Er stammt vom Direkthändler Trabocca, der vor Ort mit den Farmern zusammenarbeitet. Außerdem wird sichergestellt, dass die Farmer an der Wertschöpfungskette beteiligt sind. Bevor mit den Bohnen in großen Mengen geröstet wird, probiert er die Ware zunächst im kleinen Bohnenröster aus. Zuvor sind die Bohnen übrigens noch grün und alles andere als schmackhaft. „Man muss für sich herausfinden, wie man einen bestimmten Geschmack am besten entwickelt, bei welchen Temperaturen man röstet und was am Ende dabei herauskommt. Oft auch nachkorrigieren und viel probieren“, erklärt er mir. Im Röster wird die Bohne auf über 200 Grad erhitzt, Wasser verdampft dabei. Wenn die Bohnen die richtige Farbe haben und es anfängt zu knacken, haben sie den besten Röstgrad erreicht. Dabei ist Timing die entscheidende Komponente. „Stark, mild oder säuerlich, alles hängt von der Dauer, der Temperatur und Art des Vorgangs ab. Wie lange und wie genau ist das Geheimnis jeder Rösterei, das bestimmt den Geschmack jeder Kaffeesorte“, berichtet mir der Profi, während er mir sein Sortiment zeigt. „Man sagt kalter Filterkaffee enthüllt alle Geheimnisse.“ Wir probieren ein Glas aus dem gigantischen Holz-Filter. Für mich ein wahres Kaffee-Geschmackserlebnis.
Doch was ist jetzt eigentlich der Unterschied zu Kaffee, den ich im Supermarkt kaufen kann? Aufgrund der großen Nachfrage wird bei der industriellen Herstellung in möglichst kurzer Zeit mit sehr hoher Temperatur, das heißt bei 500 Grad Celcius in weniger als zwei Minuten geröstet. Das hat zur Folge, dass Säure und Bitterstoffe keine Möglichkeit haben zu entweichen. Diese können Magenbeschwerden auslösen. Um Bitterstoffe zu überdecken, werden zum Teil auch Zusatzstoffe eingesetzt, die im gemahlenen Zustand aber nicht mehr sichtbar sind. Da gebe ich doch lieber ein bisschen mehr Geld aus und habe einen reinen, originalen Kaffee. Einen Kaffee, der mit Leidenschaft hergestellt wurde. Diese Leidenschaft habe ich in jedem von Rainers Worten gespürt. Bei meinem Besuch ist mir bewusst geworden, dass die Arbeit eines Rösters ein wirklich besonderes Handwerk ist. Den Unterschied kann man definitiv schmecken!
ImPuls Kaffeemanufaktur
Rösterei, Café, Shop
Küterstraße 7–9
24103 Kiel
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 8 Uhr bis 18 Uhr
Samstag 10 Uhr bis 17 Uhr
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